Rezension zum Buch: „Der Tod hat viele Gerüche“

Das wahre Heldentum

Wir haben die Last der Selbsterkenntnis, welche uns veranlasst über unser unvermeidliches Ende nachzudenken. Wir sinnieren darüber und verdrängen die oft furchtbaren Umstände des Todes. Niemand ist so hautnahe an den Folgen von Verbrechen, von Suizid und dem Ableben einsamer Existenzen, wie jene, die die Spuren schlimmer Todesumstände beseitigen. Tatort-Reiniger können nicht wegschauen, sie müssen sich den ungeschönten Tatsachen stellen.
Rosalia Zelenka weiß, wovon sie schreibt. Sie betreibt seit vielen Jahren einen Spezialreinigungsbetrieb mit dem sie sich auf das professionelle Wiederinstandsetzen von kontaminierten Wohnungen spezialisiert hat. Spezialreinigungen dieser Art benötigen eine Akribie, welche jener von normalen Reinigungsarbeiten bei weitem übertrifft. Sie erfordern ein stetiges Weiterentwickeln und Experimentieren. Außerdem machen Tatort-Reiniger oft Beobachtungen, welche von den Tatort-Ermittlern übersehen wurden und tragen so zur Aufklärung bei.
In Ihrem Buch beschreibt sie detailliert und ungeschminkt was es heißt, oft unter härtesten Bedingungen auch die kleinsten Reste des Todes zu beseitigen.
Ein Buch dieser Art ist meines Wissens noch nie geschrieben worden. Nicht nur deswegen ist es eines der wichtigsten Bücher der letzten Zeit.
Eine derart hautnahe Konfrontation mit dem Tod lässt einen natürlich intensiv über das von der Natur vorgesehene Sterben nachdenken. Die Autorin tut dies auf hohem intellektuellen Niveau und mit beachtlicher sprachlicher Ausdruckskraft. Sie stellt sich der Herausforderung ihres schweren Berufes und zeigt dabei Mitgefühl für alle die bedauernswerten Menschen, welche Opfer schrecklicher Verbrechen geworden sind, die sich in ausweglos scheinenden Situationen selbst getötet haben oder solche, die nicht mehr imstande sind ein menschenwürdiges Leben zu führen und nur mehr im Schmutz vegetieren.

Es ist zu wünschen, dass dieses erstaunliche Zeitdokument möglichst viele Interessenten findet.